Autor Thema: Beurteilung eines Arbeitszeugnisses  (Gelesen 3763 mal)

Sabine

  • Gast
Beurteilung eines Arbeitszeugnisses
« am: Februar 11, 2008, 10:19:09 Vormittag »
Hallo liebe Forum-Leser,

ich sollte mir selbst ein Arbeitszeugnis schreiben, da mein ehemaliger Chef keinerlei Erfahrung damit hat. Nun habe ich viele Formulierungen gefunden, die alle sehr gut bis gut zu sein scheinen. Jedoch wirkt das Zeugnis so abgehackt und unpersönlich.

Wichtig wäre mir, dass noch folgende Aspekte hineinkommen:
- Kenntniss über die Studieninhalte hinaus angeeignet (oder ist das selbstverständlich und eine Hervorhebung dieses Aspektes würde eher negativ gewertet?)
- "Trotz der enormen Doppelbelastung durch Studium und Tätigkeit unserer Firma war Frau XXX einer Vollzeitkraft vergleichbar" (der Vorschlag kam von meinem ehemaligem Chef)

Ich wäre über eine Bewertung und evt. Anregungen sehr dankbar.

Sabine

  • Gast
Re: Beurteilung eines Arbeitszeugnisses
« Antwort #1 am: Februar 11, 2008, 10:20:29 Vormittag »
Hier der Text:

Frau XXX XXX, geboren am XXX in XXX war vom XXX bis zum XXX in unserem Unternehmen als studentische Hilfskraft in der Softwareentwicklung beschäftigt.

Frau XXX hat folgende Tätigkeiten durchgeführt:
•   Dynamische Umsetzung der statischen Firmen-Website mit dem Content Management System WebEdition
•   Frontend-Entwicklung mit J2SE (Swing)
•   Entwicklung diverser datenbankbasierten Anwendungen mit Microsoft Access, u.a. mit Integration weiterer Office-Produkte
•   Durchführung eines anspruchsvollen Großprojekts in der Energiebranche
•   Programmierung abteilungsübergreifender Verlags-Software
•   Evaluierung von Microsoft.NET Framework 1.1 und 2.0
•   Portierung von Datenbank-Anwendungen von Microsoft Access zu MS SQL Server mit Microsoft .NET Framework 1.1 (VB.NET Frontend) und Berichten in Crystal Reports
Einige Projekte wurden von Frau XXX komplett selbständig durchgeführt.

Frau XXX hat die ihr übertragenen Projekte und Arbeiten stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt Dabei verfügte sie über fundiertes Fachwissen und löste durch seine Anwendung auch schwierige Aufgaben.

Frau XXX zeigte stets Initiative, großen Fleiß und Eifer. Sie ging alle Aufgaben tatkräftig an und handelte selbstständig. Sie besitzt eine schnelle Auffassungsgabe und ist gegenüber Neuerungen stets aufgeschlossen. Auch unter schwierigsten Bedingungen bewältige sie alle Aufgaben.

Frau XXX war immer pflichtbewusst und stets zuverlässig. Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war stets vorbildlich. Bei unseren Kunden genoss Frau XXX als kompetenter Ansprechpartner große Anerkennung.

Wir bedauern sehr, dass Frau XXX unser Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt und danken ihr für die geleistete, erfolgreiche Arbeit.

Für die weitere Zukunft wünschen wir Frau XXX beruflich und privat alles Gute.

Demel

  • Gast
Re: Beurteilung eines Arbeitszeugnisses
« Antwort #2 am: Februar 12, 2008, 04:59:57 Vormittag »
Sich selbst ein glaubwürdiges Zeugnis zu schreiben, ohne Erfahrung und ohne eines der wirklich (!) professionellen Fachbücher, halte ich für unmöglich. Dein Text enthält dann auch einige der typischen Fehler von Eigenentwürfen

Einige Projekte wurden von Frau XXX komplett selbständig durchgeführt.
Auf Passivformulierungen solltest du unbedingt verzichten, sie gelten als Hinweis auf fehlende Eigeninitiative.
Frau XXX hat die ihr übertragenen Projekte und Arbeiten stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt
Die Leistungszusammenfassung steht eigentlich am Ende des Leistungsteils, nicht am Anfang.
Auch das "die ihr übertragenen..." wirkt wie ein Hinweis auf fehlende Initiative.
 Dabei verfügte sie über fundiertes Fachwissen und löste durch seine Anwendung auch schwierige Aufgaben.
Das ist bestenfalls Note 3.
 Frau XXX zeigte stets Initiative, großen Fleiß und Eifer.
Fleiß, Eifer, solche antiquierten Begriffe passen überhaupt nicht zu einem derart topmodernen Beruf.
Sie ging alle Aufgaben tatkräftig an
... und ließ dann stark nach? Erfolge werden jedenfalls keine bescheinigt, Ergebnisse werden keine bewertet.
und ist gegenüber Neuerungen stets aufgeschlossen.
Setzt sie aber nicht um? "Aufgeschlossen" solltest du nur als Verhaltensattribut verwenden, nicht als Leistungsattribut. Das wird in fast allen Fachbüchern mit der Note 5 bewertet.
Auch unter schwierigsten Bedingungen bewältige sie alle Aufgaben.
Aber WIE, das wäre die Frage, der Satz geht ja üblicherweise noch weiter.

Es fallen noch ein paar weitere Dinge auf, z.B. der fehlende (aber unheimlich wichtige) Dank. Aber selbst wenn du das alles änderst, ist es immer noch eine sehr pauschale Wertung, die praktisch zu jedem Beruf passen könnte. Ganz wichtig wären auch aussagekräftige Formulierungen zum konkreten (Projekt)Erfolg. Weitergehende Hilfe erhälst du bei Bedarf hier: arbeitszeugnis.de/ueberarbeitung2.php


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