Autor Thema: Es gab Unstimmigkeiten..  (Gelesen 5364 mal)

Me

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Es gab Unstimmigkeiten..
« am: Juni 09, 2007, 18:27:17 Nachmittag »
Hallo zusammen!

Ich hab ein großes Problem, vielleicht kann mir hier jemand helfen.
Ich habe einen neuen Arbeitsvertrag für Juli in einer neuen Firma unterschrieben (Handwerk).  Fristgerecht wollte ich Ende letzten Monats kündigen und mein Chef war so sauer darüber, dass er mich unter Druck setzte, einen Aufhebungsvertrag zu unterschreiben. Nun bin ich einen Monat arbeitslos, das hat ihn schon nicht gejuckt und nun hab ich Angst, dass er mir mit dem Zeugnis noch eins reinwürgen will. Gekündigt habe ich, weil ich keine Zukunftsperspektive habe, mein Chef schwafelt immer nur vor sich hin und die Chance, den Meister zu machen, sehe ich dort im Betrieb auch nicht.

(Diese Information ist vielleicht nicht unerheblich dafür, wie man dieses Zeugnis bewerten kann, oder?)

Zur Information:
Ich habe in diesem Laden meine Ausbildung gemacht, danach auch einige Zusatzseminare besucht und habe bis jetzt 4 Gesellenjahre hinter mir. Ich habe mir nie etwas zu schulden kommen lassen, habe sogar mehrmals angeboten, den Meister zu machen und schätze mich selbst als ziemlich fleissig, gewissenhaft, ordentlich und loyal ein.
Ich habe gute Verkaufsergebnisse erzielt und in Urlaubszeiten die Filialleitung vertreten, ohne, dass es zu Problemen kam. Alles in Allem würde ich mir objektiv eine Zwei geben, denke aber, dass mein Chef das nicht getan hat...


In meinem Zeugnis heißt es:

"Die ihr übertragenen Aufgaben hat Frau X zu unserer vollen Zufriedenheit eigenverantwortlich ausgeführt."

Das ist für mich eindeutig ne drei, allerdings liest man immer wieder von "unselbständig", wenn es passiv, also "hat ausgeführt" heißt. Hebt sich das durch das Wort "eigenverantwortlich" wieder auf?

Als zweites steht:

Sehr großes Einfühlungsvermögen und Geduld zeigte sie im Umgang mit unseren Kunden und war bei diesen, dank ihrer guten Fachkenntnisse und zuvorkommenden Art, sehr beliebt"

Hab irgendwo gelesen, dass sowas bedeutet, dass ich nicht gut verhandeln könnte..??

"Sie war freundlich, dabei aufgeschlossen und anpassungsfähig. Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war immer einwandfrei"

"anpassungsfähig"? --> "ja-Sagerin"???

Frau X war stets ehrlich, pünktlich und zuverlässig"

Also sonst nichts erwähnenswertes und auch nicht fleissig???

Auf eigenen Wunsch scheidet Frau X aus unserer Firma aus.

(Kein Wort über den Aufhebungsvertrag, ist ja eigentlich nett, oder??)

Wir danken für ihre Arbeit und wünschen ihr weiterhin Erfolg und persönlich alles Gute.

Wir danken zwar für die Arbeit, sind aber doch froh, dass sie weg ist.. Oder wie??

Wäre schön, wenn sich das mal jemand zu Gemüte führen würde, gegen den Aufhebungsvertrag konnte ich nicht klagen, aber wenn das Zeugnis tatsächlich so besch*** ausfällt, wie ich es empfinde, dann hört dieser Abschaum von Chef nochmal von mir...

Vielen Dank im voraus!
Me

Me

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Es gab Unstimmigkeiten..
« Antwort #1 am: Juni 10, 2007, 12:25:52 Nachmittag »
Gibt es denn niemanden, der mir helfen kann?

 :(

Me

Katrin62

  • Gast
Es gab Unstimmigkeiten..
« Antwort #2 am: Juni 10, 2007, 12:53:14 Nachmittag »
Leider unterschlägst du wichtige Infos  :wink:  Um welchen Beruf geht es denn?

Me

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Es gab Unstimmigkeiten..
« Antwort #3 am: Juni 11, 2007, 12:09:42 Nachmittag »
Ich bin Akustikerin.
Wusste nicht, dass das wichtig ist, sorry.

das ist jetzt off topic: Das mit den spam-Beiträgen scheint ja hier wirklich ein riesiges Problem zu sein, schade..

Gruß

Mike

  • Gast
Es gab Unstimmigkeiten..
« Antwort #4 am: Juni 11, 2007, 13:30:48 Nachmittag »
Du hättest, finde ich, überlegter an die Sache rangehen können. Bevor man eine Kündigungsabsicht anspricht sollte man sich unbedingt ein Zwischenzeugnis erbeten, z.B. "aus versicherungstechnischen Gründen".
Was du dann schwarz auf weiß im Zwischenzeugnis hast darf im Abschlusszeugnis nicht ohne triftigen Grund fehlen. Wenn die Verägerung erst mal da ist muss man um jedes Komma kämpfen.

Und war es wirklich nötig, einen Aufhebungsvertrag zu unterschreiben? Wie kann man einen Arbeitnehmer unter Druck setzen, der eh kündigen will und schon eine neue Stelle hat?!

Zitat
"Die ihr übertragenen Aufgaben hat Frau X zu unserer vollen Zufriedenheit eigenverantwortlich ausgeführt."

Das steht tatsächlich für die Gesamtnote 3, aber die Floskel "ihr übertragen..." steht in jedem zweiten Fachbuch als Formulierungsvorschlag, das ist wohl nicht negativ im Sinne fehlender Eigeninitiative gemeint.  

Zitat
Sehr großes Einfühlungsvermögen und Geduld zeigte sie im Umgang mit unseren Kunden und war bei diesen, dank ihrer guten Fachkenntnisse und zuvorkommenden Art, sehr beliebt"

Hab irgendwo gelesen, dass sowas bedeutet, dass ich nicht gut verhandeln könnte..??
Du bist Hörgeräte-Akustikerin, wenn ich recht verstehe. Was hast du da groß zu verhandeln? Was du meinst würde so klingen: "Auch bei unseren Kunden war er sehr schnell beliebt. Er erfreute sich dort wegen seines angenehmen Verhandlungsstils großer Akzeptanz."

Zitat
"Sie war freundlich, dabei aufgeschlossen und anpassungsfähig. Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war immer einwandfrei"

"anpassungsfähig"? --> "ja-Sagerin"???
Nein, sicher nicht.

Zitat
Frau X war stets ehrlich, pünktlich und zuverlässig"

Also sonst nichts erwähnenswertes und auch nicht fleissig???
Wichtig ist, was sonst noch im Zeugnis steht, z.B. zum Engagement, zu Fähigkeiten, zm Arbeitserfolg usw. Das sollte nicht fehlen. Aber ähnlich wie "die ihr übertragenen Aufgaben" ist auch diese Floskel früher Standardf gewesen, also sicher nicht negativ gemeint.

Zitat
Auf eigenen Wunsch scheidet Frau X aus unserer Firma aus.

(Kein Wort über den Aufhebungsvertrag, ist ja eigentlich nett, oder??)
Ja, immerhin.

Zitat
Wir danken für ihre Arbeit und wünschen ihr weiterhin Erfolg und persönlich alles Gute.

Das ist recht schwach, aber wie gesagt, Der größte Makel scheint zu sein, dass die Leistungsbewertung zu kurz bzw. lückenhaft ist. Evtl. solltest du dich bei der Zeugnishotline von arbeitszeugnis.de beraten lassen, siehe 01805/ 767 427

Me

  • Gast
Es gab Unstimmigkeiten..
« Antwort #5 am: Juni 11, 2007, 14:17:30 Nachmittag »
Vielen Dank erstmal für Deine Antwort!

Warum ich diesen Aufhebungsvertrag unterschrieben habe, ist mir bis heute schleierhaft. Das mein Chef mich unter Druck setzen konnte, liegt  wahrscheinlich an seiner Art und Weise, und an der Vorgeschichte. Ich war nämlich nicht die erste, die gekündigt hatte, als er dann anscheinend Angst bekam, dass ihn noch jemand abhaut, hat er alle Angestellten einzeln zu sich zitiert und mit Sahnehäufchen und Puderzucker bepinselt.. Da hat er dann plötzlich großspurige Angebote gemacht, weshalb er sicher auch so sauer war. Er hat mich überrumpelt, und ich bin fest davon überzeugt, eine Kollegin hat "gepetzt", er wusste schon, wieviel Urlaub ich noch habe und der Vertrag war schon fix und fertig. Damit hatte ich halt nicht gerechnet. Die ganze Geschichte aber hier zu erklären, würde den Ramen sprengen.

Jedenfalls hat er es geschafft, worüber ich mich seit dem Moment, als ich sein Büro verließ geärgert habe. Aus diesem Grund hab ich noch am selben Tag meinen Anwalt aufgesucht, der mir allerdings geringe Chancen auf Erfolg für die Klage gegen diesen Vertrag ausrechnete.
Da mein Chef zudem sicher hohes Ansehen an Gericht genießt (er ist Oberschiedsmann) fürchtete ich, die Klage zu verlieren und zu dem Monat Gehaltsausfall auch noch die hohen Gerichtskosten an der Backe zu haben.

Ich habe noch nie gekündigt, deshalb hab ich auch über die Idee mit dem Zwischenzeugnis niemals nachgedacht, ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. Jetzt - im Nachhinein - klingt das sehr logisch und wär auch das Beste gewesen, aber leider kann ich die Zeit nicht zurückdrehen.

Ich habe eine neue Version des Zeugnisses geschrieben, die meiner tatsächlichen Leistung entspricht. Ich habe nicht versucht auf die Kacke zu hauen, mich besser darzustellen, als ich war, sondern auch die Leistungsbewertung ausführlicher zu gestalten und das einzubringen, wofür mich mein Chef auch mal (wenn er nen guten Tag hatte - und das war selten) gelobt hat. Denn das, was ich da oben geschrieben habe, ist tatsächlich alles, was in dem Zeugnis steht. Mehr nicht.
Für sieben Jahre bissi knapp, finde ich, vor allem, weil ich einen Zeitarbeitsvertrag hatte, der verlängert wurde und in einen unbefristeten übergegangen ist. Wenn ich so ne olle Schrabnelle gewesen wäre, hätte er meinen Vertrag nicht verlängern brauchen. Das denke ICH mir...

Ich wollte mir jedenfalls zuerst sicher sein, ob das Zeugnis wirklich so mies ist, wie ich es interpretiere. Ich danke Dir Mike für Deine Tipps und denke, mich nochmal an meinen Anwalt zu wenden oder tatsächlich mal eine Beratung der Hotline wahrzunehmen.
Vielen Dank.

Gruß, Me

Maggy

  • Gast
Es gab Unstimmigkeiten..
« Antwort #6 am: Juni 11, 2007, 17:57:24 Nachmittag »
Anwälte kennen sich in der Zeugnissprache oft erschreckend wenig aus, daher kann dir die Checkliste (siehe Link ganz oben) eine sehr wertvolle Hilfe sein. Prüf das neue Zeugnis sicherheitshalber damit, bevor du es dem Arbeitgeber vorlegst.


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...gab sein Wissen stehts weiter...

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xx
Er hatte gute, praktikable Ideen und gab hilfreiche Anregungen.

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