Autor Thema: Zeugnis => Krankheit - ja oder nein?!  (Gelesen 2634 mal)

N80

  • Gast
Zeugnis => Krankheit - ja oder nein?!
« am: August 11, 2007, 08:54:31 Vormittag »
Folgender Fall:

A hat zwei Ausbildungen aufgrund von Krankheit (Autounfall vor ein paar Jahren mit immer wiederkehrenden Problemen) abgebrochen. Das letzte Ausbildungszeugnis enthielt folgende Sätze:

"Leider konnte Frau A die Ausbildung wegen häufiger und längerer Krankheit nicht fortsetzen. Das Ausbildungsverhältnis wurde nach langer Krankheit von Frau A aufgehoben."

Meine Frage ist jetzt: Normalerweise macht es sich ja nicht gut, wenn in einem Zeugnis etwas von Krankheit steht. Ist es vielleicht im Fall von A hilfreich, da vielleicht andere Firmen denken, dass sie aus Lustlosigkeit 2 Ausbildungen abgebrochen hat?! Oder lieber keinen Grund erwähnen und es dem neuen Arbeitgeber persönlich erzählen?!

Maggy

  • Gast
Zeugnis => Krankheit - ja oder nein?!
« Antwort #1 am: August 12, 2007, 13:44:01 Nachmittag »
Das ist eine heikler Fall, den du vielleicht besser mit der Arbeitsagentur oder ähnlich kompetenten Stellen besprechen solltest.
Eine wichtige Frage wäre: Ist eine dauerhafte Genesung in Aussicht? Wenn ja, kannst du entweder ganz offen damit umgehen und im Bewerbungsschreiben auf deine Genesung hinweisen oder aber die Ausbildungen aus deinem Lebenslauf streichen - und nochmal von vorn anfangen (das gilt natütlich nicht, wenn du dir die bisherigen Ausbildungsmonate anrechnen lassen kannst).

Wenn die gesundheitlichen Probleme bleiben, aber du eine neue Chance willst, wirst du mit den Zeugnissen evtl. Probleme haben, einen neuen Ausbildungsplatz zu beginnen.

Hier ein Auszug aus der Literatur:

Arnulf Weuster ("Arbeitszeugnisse in Textbausteinen", Boorberg Verlag) schreibt:
...Ein Arbeitnehmer ist grundsätzlich nicht verpflichtet, seinem Arbeitgeber die Art der Erkrankung mitzuteilen. Insofern besteht keine Verpflichtung des Arbeitgebers, möglichen künftigen Arbeitgebern des Arbeitnehmers per Zeugnis entsprechende Informationen zu liefern. Es ist grundsätzlich Sache eines potentiellen Arbeitgebers, im Vorstellungsgespräch im Rahmen seines Fragerechts nach Krankheiten zu fragen und eine Einstellungsuntersuchung zu veranlassen.
Die Erwähnung langer Krankheitsfehlzeiten kann wegen der Wahrheitspflicht in Betracht kommen, wenn die Fehlzeiten im Verhältnis zur Gesamtdauer des Arbeitsverhältnisses beträchtlich sind.... (oder) wenn aufgrund der Krankheit der Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann.
Da Krankheiten im Zeugnis selten genannt werden, ist klar, dass die Einstellchancen eines so "gebrandmarkten" Arbeitnehmers drastisch sinken. Dies gilt selbstverständlich auch oder vielmehr gerade bei einer nur andeutungsweise erwähnten Krankheit.

Hein Schleßmann ("Das Arbeitszeugnis", Verlag Recht und Wirtschaft) schreibt:
Eine Krankheit darf im Zeugnis grundsätzlich nicht vermerkt werden, es dürfen nicht etwa Fehlzeiten wegen Krankheit zusammengezählt und kenntlich gemacht werden. Die Erwähnung entfällt auch dann, wenn die Krankheit den Kündigungsgrund bildet; denn der Kündigungsgrund wird ohnehin nicht angegeben, und eine Krankheit fällt nicht unter das Begriffspaar "Leistung und Führung". Hinweise auf eine Krankheit würden sie auch "verewigen" und dem Arbeitnehmer sein ganzes Berufsleben anhängen ohne Rücksicht auf mögliche Heilerfolge. Im übrigen bieten das Bundesseuchengesetz und das Arbeitsschutzrecht (z. B. Arbeitsstättenverordnung) in Verbindung mit Offenbarungspflichten bzw. ärztlicher Untersuchung bei der Einstellung die Möglichkeit, dass etwa Krankheiten mit Ansteckungsgefahr festgestellt werden bzw. Vorsorge getroffen werden kann. Krankheitsbedingte Fehlzeiten werden nur dann unter "Dauer des Arbeitsverhältnisses" (ohne Hinweis auf die Krankheit) erwähnt, wenn sie außer Verhältnis zur tatsächlichen Arbeitsleistung stehen, wenn sie also etwa die Hälfte der gesamten Beschäftigungszeit ausmachen.
Bestand das Arbeitsverhältnis z. B. 17 Jahre, und war die Arbeitnehmerin vor Beendigung des Arbeitsverhältnisses (nur) 1,5 Jahre ununterbrochen arbeitsunfähig krank, so wird dies im Zeugnis nicht erwähnt.
Führt eine Krankheit zu Minderleistungen oder Beanstandungen im Führungsverhalten (z. B. bei Drogen- oder Trunksucht), so wird - ohne Hinweis auf die Krankheit - die entsprechende Beurteilung abgegeben. Wer etwa wegen Trunksucht sehr häufig unentschuldigt der Arbeit fernbleibt, erhält im Zeugnis vermerkt:
"Er gab Anlass zu Beanstandungen ".
Jedoch kann es Ausnahmesituationen geben. Zwar ist das Zeugnis worauf nicht oft genug hingewiesen werden kann - kein Datenträger zur Übermittlung von sonstigen Informationen, die über den gesetzlich vorgeschriebenen Inhalt hinausgehen, aber im Anhalt an den Grundgedanken des übergesetzlichen Notstandes (§ 34 StGB) sind Krankheiten dann zu erwähnen, wenn eine akute Gefährdung Dritter ernsthaft zu befürchten ist. Dies ist bei der Epilepsie möglich, die besonders im technischen Bereich wegen der Unfallgefahr sehr belastend ist und zu empfindlichen Störungen im Betriebsablauf führen kann; es liegt auf der Hand, dass ein Arbeitgeber etwa aus dem Baugewerbe, der seine Arbeitnehmer auf Baustellen und auch auf Gerüsten einsetzt, ein berechtigtes Interesse an Information hat, ob einem solchen Einsatz ein Anfallsleiden entgegensteht. Nicht zu übersehen ist allerdings, dass eine Erwähnung dieser Krankheit im Zeugnis ein weiteres Fortkommen außerordentlich erschwert. In diesem Dilemma geht es, so hart es auch klingen mag, doch mehr um die Belange anderer Arbeitgeber und ihrer Belegschaften als um den Betroffenen in seinem schicksalhaften Zustand. Es lässt sich daher rechtfertigen, in einem qualifizierten Zeugnis eine solche Krankheit, so schonend wie nur möglich, zu erwähnen.


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