Arbeitszeugnis Forum
Arbeitszeugnisse => Arbeitszeugnisse => Thema gestartet von: Geringfügig Beschäftigter am Dezember 13, 2005, 11:54:51 Vormittag
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Sehr geehrter Herr Schiller,
auch ich habe das Anliegen, folgendes qualifiziertes Arbeitszeugnis von Ihnen interpretieren zu lassen. Dafür bedanke ich mich sehr herzlich bereits im voraus. Hier folgt der gesamte Zeugnistext im Wortlaut:
Arbeitszeugnis
Hr. ABC, geboren 1234 in XY, wohnhaft Musterstr. X in 00000 Stadt, war als geringfügig Beschäftigter in der Zeit vom XX.XX.2000 bis XX.XX.XXXX in meinem Unternehmen ABCDE GmbH und vom XX.XX.XXXX bis XX.XX.XXXX in meinem Unternehmen XXXXX GmbH im Verkauf tätig.
1. Beschreibung des Aufgabengebietes
1.1 Kassieren und Kassenabrechnung
1.2 An- und Verkauf von Bild- und Tonträgern
1.3 Durchführung von Verkaufsgesprächen und Kundenberatung
1.4 Bestellaufnahme und Bestellabwicklung im Ladengeschäft,
per Telefon und per e-mail
1.5 Warenannahme, Wareneingangskontrolle und
Warenpräsentation
1.6 Versand der Kundenbestellungen und Rechnungserstellung
1.7 Pflege des Warensortiments
1.8 Elektronische Datenerfassung des Warenbestands für den
online shop
1.9 Datenverarbeitung am PC (Microsoft Office,
Händlerprogramme)
1.10 Planung und Realisierung von werbe- und
verkaufsfördernden Maßnahmen
1.11 Erledigung von geschäftlicher Korrespondenz
1.12 Reklamations- und Retourenbearbeitung
1.13 Lagerverwaltung und Inventur
1.14 Verfassen von Rezensionen für Sortimentsartikel
2. Leistungsbeurteilung
Herr ABC zeigte sich nach nur sehr kurzer Einarbeitungszeit als äußerst verantwortungsbewusster und selbständiger Mitarbeiter. Er verfügt über umfassende und vielseitige Fachkenntnisse, auch in Randbereichen. Herr ABC hat eine sehr gute Auffassungsgabe und konnte auch in schwierigen Situationen schnell richtige Lösungen finden. Er identifizierte sich mit seinen Aufgaben und arbeitete stets mit außergewöhnlicher Motivation und hoher Eigeninitiative. Auch hohe Belastungen hat er stets sehr gut bewältigt. Hervorzuheben sind auch seine fremdsprachlichen Fähigkeiten, die er bei Verkaufs- und Beratungsgesprächen mit Kunden, sowie bei der Kommunikation mit ausländischen Geschäftspartnern effizient einsetzen konnte. Er zeigte eine Arbeitsleistung, die jederzeit durch höchste Zuverlässigkeit geprägt war. Er brachte sein profundes Fachwissen sehr gut ein, arbeitete rationell und bewältigte seine Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit. Herr ABC integrierte sich in bester Weise in unsere Teamstrukturen und förderte aktiv die gute Zusammenarbeit.
3. Beurteilung des Sozialverhaltens
Das Verhalten von Herrn ABC war zu jeder Zeit vorbildlich. Aufgrund seiner guten Umgangsformen, seiner gewinnenden, höflichen Art, seines gepflegten Äußeren und seines positiven Erscheinungsbildes trug er stets zu einer überzeugenden Präsentation des Unternehmens bei. Ich lernte Herrn ABC als vertrauenswürdigen, fleißigen und loyalen Mitarbeiter kennen. Herr ABC war wegen seiner Fachkompetenz, seines empathischen Wesens und seiner Freundlichkeit beim gesamten Team und bei unserer anspruchsvollen Kundschaft sehr geschätzt und beliebt.
Das Arbeitsverhältnis endet zum 31.01.2006 aus betrieblichen Gründen.
Ich danke Herrn ABC für die gute und angenehme Zusammenarbeit und wünsche ihm auf seinem weiteren Berufs- und Lebensweg alles Gute.
Unterschrift XYZ d. Arbeitgebers Ort, Datum
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Ich beantworte Ihnen gerne konkrete Fragen, für eine Komplett-Einschätzung muss ich Sie aus Zeitgründen aber leider auf den Zeugnistest verweisen (http://www.arbeitszeugnis.de/zeugnistest.php).
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Hallo,
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Ja, ich hätte aber in der Tat ein paar konkrete Fragen zu dem Zeugnis, das sich auf den ersten Blick m.E. ja sehr gut liest.
1. Die Formulierung "Ich lernte Herrn ABC als vertrauenswürdigen, fleißigen und loyalen Mitarbeiter kennen." kommt mir etwas doppeldeutig vor, so als ob der Satz nicht vollständig wäre (z.B. "... aber mittlerweile habe ich eine andere (schlechtere) Meinung über ihn"). Ist dieser Satz so wie er da steht unbedenklich?
2. Die Aufgabengebiete sind finde ich gut und ausführlich beschrieben, aber die Leistungsbewertung ist m.E. etwas zu allgemein geraten. Müsste die Leistungsbewertung nicht spezifischer auf die einzelnen Aufgabengebiete eingehen?
Auch verstehe ich den Satz "Er zeigte eine Arbeitsleistung, die jederzeit durch höchste Zuverlässigkeit geprägt war." nicht so ganz. ("Nur" durch Zuverlässigkeit?) Was kann damit u.U. angedeutet sein?
3. Sticht irgendeine Formulierung als besonders "negativ" oder zwiespältig hervor, bzw. fehlt ein grundlegender Bestandteil ganz?
Nochmals Danke für Ihre Zeit und Ihre Mühe.
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1. Die Formulierung "Ich lernte Herrn ABC als vertrauenswürdigen, fleißigen und loyalen Mitarbeiter kennen." kommt mir etwas doppeldeutig vor, so als ob der Satz nicht vollständig wäre (z.B. "... aber mittlerweile habe ich eine andere (schlechtere) Meinung über ihn"). Ist dieser Satz so wie er da steht unbedenklich?
Formulierungen wie „Wir haben ihn/sie als ... kennengelernt“ (statt "Er/Sie war...) könnten als Distanzierung missverstanden werden. Vergleiche auch folgendes Urteil: "Wenn auch die von der Arbeitgeberin gewählte Formulierung "wir haben Frau X. als eine freundliche und zuverlässige Mitarbeiterin kennengelernt" sich nicht abwertend anhört, wird der Arbeitnehmerin damit jedoch gerade nicht bescheinigt, dass sei eine tatsächlich "freundliche und zuverlässige Mitarbeiterin" gewesen ist, denn der Gebrauch des Wortes "kennengelernt" drückt stets das Nichtvorhandensein der im Kontext aufgeführten Fähigkeit oder Eigenschaft aus, wie von Seiten der Germanisten in einer ganzen Reihe von Schriften mit Untersuchungen zur Zeugnissprache eindrucksvoll belegt worden ist. - LAG Hamm 27.4.2000 - 4 Sa 1018/99"
2. Die Aufgabengebiete sind finde ich gut und ausführlich beschrieben, aber die Leistungsbewertung ist m.E. etwas zu allgemein geraten. Müsste die Leistungsbewertung nicht spezifischer auf die einzelnen Aufgabengebiete eingehen?
Die Aussagen (Aufgaben, Leistung, Verhalten) wirken für einen gerinfügig Beschäftigten mit der Hauptaufgabe des Kassierens übertrieben (z.B. "trug er stets zu einer überzeugenden Präsentation des Unternehmens bei"; "...wegen seiner Fachkompetenz, seines empathischen Wesens und seiner Freundlichkeit beim gesamten Team und bei unserer anspruchsvollen Kundschaft sehr geschätzt und beliebt").
Auch verstehe ich den Satz "Er zeigte eine Arbeitsleistung, die jederzeit durch höchste Zuverlässigkeit geprägt war." nicht so ganz. ("Nur" durch Zuverlässigkeit?) Was kann damit u.U. angedeutet sein?
Auch diese Aussage wirkt übertrieben.
3. Sticht irgendeine Formulierung als besonders "negativ" oder zwiespältig hervor, bzw. fehlt ein grundlegender Bestandteil ganz?
Siehe oben. Zudem bezieht sich der Dank nur auf die "Zusammenarbeit", nicht auf die Leistungen, ein Bedauern und Erfolgswunsch fehlt.
Bitte beachten Sie: Dies ist keine vollständige Zeugnisanalyse, sondern nur ein Kommentar zu beispielhaften Auffälligkeiten.
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Herzlichen Dank Herr Schiller!