Arbeitszeugnis Forum

Arbeitszeugnisse => Arbeitszeugnisse => Thema gestartet von: DerGast am Juni 12, 2008, 12:56:46 Nachmittag

Titel: Hilfe beim schreiben eines Arbeitszeugnisses gewünscht
Beitrag von: DerGast am Juni 12, 2008, 12:56:46 Nachmittag
hallo liebe leute,

ich muss, bzw darf mir selber ein arbeitszeugnis schreiben. ich könnte auch meinen chef dadrum bitten, aber ich bin mir relativ sicher das er dies dann nur halbherzig machen würde. also hab ich selber mal ein bißchen gebastelt.

problem an der sache dabei ist das ich erst im vertrieb war, und dann schrittweise in den einkauf gewechselt bin. wie ich das toll schreiben soll ist mir noch ein rätsel.

ich würde mich über ein paar tipps und etwas konstruktive kritik freuen.
danke schonmal. hier mein text:



Herr ..., geboren am 01.01.1901, trat am [DATUM] in unser Unternehmen ein und war bis zum [DATUM] als ........... beschäftigt.

Zu seinen Aufgaben gehörte im Vertrieb / Einkauf die Durchführung folgender Tätigkeiten:

[Auflistung Div. Tätigkeiten. ]

Herr ... verfügt über umfassende und vielseitige Fachkenntnisse, die er jederzeit sicher und zielgerichtet in der Praxis einsetzte.

Wir haben ... als sehr einsatzfreudigen und belastbaren Mitarbeiter kennengelernt. Hervorzuheben ist seine sorgfältige Arbeitsweise. Er konnte sich immer auf die unterschiedlichen Anforderungen seines Aufgabenbereichs einstellen und handelte stets entscheidungsfreudig. ...

Herr ... überzeugte durch seinen hohen Leistungswillen und seine stetige Bereitschaft, auch zusätzliche Verantwortung zu übernehmen. Auch starkem Arbeitsanfall war er jederzeit gewachsen.

Jederzeit arbeitete Herr ... sehr umsichtig, gewissenhaft und genau. Auch für unvorhergesehene Probleme fand Herr ... wirksame Lösungsansätze, die er stets erfolgreich in die Praxis umsetzte.

Wir waren mit den Leistungen stets voll zufrieden.

Herr ... verlässt unser Unternehmen zum [DATUM] auf eigenen Wunsch, um eine neue Herausforderung anzunehmen. Wir bedauern seinen Entschluss, danken ihm für seine Mitarbeit und wünschen ihm für seine Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg.
Titel: Re: Hilfe beim schreiben eines Arbeitszeugnisses gewünscht
Beitrag von: Sprossel78 am Juni 12, 2008, 14:13:24 Nachmittag
Das ist ein Superbeispiel für die Grundprobleme, die Arbeitnehmer beim Zeugnis-selbst-schreiben haben. Es darf nicht um die Aneinanderreihung von Textbausteinen gehen, die Aussagen müssen auch auf die im Zeugnis genannten Aufgaben und die Beschäftigungsdauer abgestimmt sein. Wenn du nicht sagst, um welchen genauen Berruf und um welche Aufgaben es geht, wie lange du tätig warst (ein halbes Jahr? 20 Jahre?), kann dir auch niemand helfen. Die Sätze, die du ausgewählt hast, sind wirklich äußerst unvorteilhaft. Wenn du sehr wichtige Aspekte einfach auslässt (schon klar, nicht absichtlich, sondern aus Unkenntnis), dann bedeutet das für den Leser: war nicht der Rede wert, daher schweigt der Aussteller darüber, Note mangelhaft. Das nennt sich in der Zeugnisanalyse "beredtes Schweigen". Es fehlt z.B. der komplette Verhaltensteil. Es wird auch nichts zum Erfolg gesagt, obwohl der bei Vertriebsaufgaben ganz entscheidend ist. Und wo sind die Schlüsselqualifikationen?

Ich muss meine Antwort zweiteilen, sie sprengt vom Umfang her die hier im Forum vorgegebene maximale Zeichenzahl...
Titel: Re: Hilfe beim schreiben eines Arbeitszeugnisses gewünscht
Beitrag von: Sprossel78 am Juni 12, 2008, 14:14:14 Nachmittag
Insgesamt wirkt der Text auch sehr unstrukturiert. Arbeitsweise, Arbeitsbereitschaft, Wissen, das geht alles ziemlich durcheinander. Die Leistungsbewertung sollte der standardisierten Struktur entsprechen. Sätze wie "Auch für unvorhergesehene Probleme (=du hattest Probleme? Weil du etwas nicht bedacht hast?) fand Herr ... wirksame Lösungsansätze (nur "Ansätze"?),... "danken ihm für seine Mitarbeit" (das ist in der Notenskala auch unterdurchschnittlich, "Mitarbeit" ist sehr passiv. Ein guter Dank lautet "danken ihm für die stets guten Leistungen".

Veraltete Formulierungen wie "wir lernten kennen" solltest du auf keinen Fall verwenden, dazu gibt es ein Urteil des LAG Hamm. Dort heißt es, dass der früher oft verwendete Ausdruck bedeutet "Aber in Wahrheit war er nicht so". Man braucht die Floskel ja eigentlich nur, um einem zuvor ausgesprochenen Gegensatz zu widersprechen. "Er war faul und unzuverlässig". "Also, WIR haben ihn als sehr engagiert und zuverlässig kennen gelernt"...  Also wird damit im Kern das Gegenteil ausgesagt. Es gibt bei Diensten wir arbeitszeugnis.de Hilfe für Zeugnisschreiber, als Neuentwurf oder Überarbeitung, das kann dir sicher weiterhelfen.
Titel: Re: Hilfe beim schreiben eines Arbeitszeugnisses gewünscht
Beitrag von: DerGast am Juni 12, 2008, 14:39:20 Nachmittag
danke für Deine einschätzung. ich werd das nochmal komplett neu schreiben :)
ich war da übrigens knapp 5 jahre. stay tuned :)