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Arbeitszeugnisse => Arbeitszeugnisse => Thema gestartet von: Markus am Juni 03, 2012, 12:00:37 Nachmittag

Titel: Sind das Stilbrüche ?
Beitrag von: Markus am Juni 03, 2012, 12:00:37 Nachmittag
Hallo,
ich arbeite bei einer öffentlichen Institution und habe nun mein Zeugnis erhalten, welches selbst von mir formuliert wurde und auch so übernommen wurde - alles sehr gute Bewertungen -. Allerdings ist mir folgendes aufgefallen: Das Zeugnis wurde von der Wir-Form teilweise in die Ich-Form umgewandelt. Nun finden sich gemischt formulierungen: "Ich war stets mit den Leistungen von Herrn..." aber dann auch "Sie besaß unser absolutes...".
Ist das ein Stilbruch in Sätzen, die nacheinander stehen oder akzeptabel ?

Eine zweite Frage:
Einerseits wird von meinen geführten Mitarbeitern gesprochen, dann mal wieder einmal von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Ist das akzeptabel ?

Der Rest ist genauso wie von mir vorgegeben - also sehr gut.

Danke für Feedbacks !
Titel: Re: Sind das Stilbrüche ?
Beitrag von: Kalli66 am Juni 03, 2012, 21:39:49 Nachmittag
Eigentlich repräsentiert der Verfasser den Arbeitgeber, in der Ich-Form schreiben daher nur niedergelassene Ärzte, Anwälte, Steuerberater usw., nicht aber Unternehmen oder Institutionen. Es ist in Zeugnissen nicht üblich, zwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kolleginnen und Kollegen usw. zu differenzieren. Aber das sind nur kleine Auffälligkeiten. Was mich skeptischer macht ist deine Gewissheit, dass du ein guter Zeugnisschreiber bist. Ich würde empfehlen, nochmal jemanden drüber schauen zu lassen, der beruflich damit zu tun hat, Eigenentwürfe haben meist ganz typische Merkmale, die Personaler dann auch leicht erkennen.
Titel: Re: Sind das Stilbrüche ?
Beitrag von: Markus am Juni 04, 2012, 00:07:14 Vormittag
Danke für die Antwort. Die Passagen sind aus einschlägiger Fachliteratur. Der Personalchef sagte bei der Übergabe, dass das Zeugnis wirklich sehr gut ist. Ein Personalreferent, den ich kenne sagt das gleiche. Es geht um die Mischung der Wir-Form und Ich-Form. Einerseits dankt der Aussteller (oberster Behördenleiter) in der Ich-Form (Ich danke, ich bedaure usw.) und andereiseits steht z.B. (genoss unser Vertrauen, wir kannten... als...) in der Wir-Form. Ist das beides in einem Zeugnis O.K. ? Hierzu findet man leider nichts in der Literatur bei Haufe, Hesse/Schrader usw.

Vielen Dank für weitere Feedbacks.
Titel: Re: Sind das Stilbrüche ?
Beitrag von: Demel am Juni 04, 2012, 10:31:33 Vormittag
ein Zeugnis muss in sich stimmig formuliert sein. Dazu gehört auch die durchgängig gleiche Formulierungsweise bei Personalpronomen (ich oder wir). Aber das sind wirklich Nebensächlichkeiten.

Du erwähnst als Literatur Haufe und Hesse/Schrader. Aus Hesse/Schrader würde ich keine Formulierungen übernehmen, das ist ja Literatur,  die sich ausschließlich an Arbeitnehmer richtet. Arbeitgeber nutzen das nicht zur Zeugniserstellung. Die Abweichungen zur Arbeitgeber-Literatur sind nur geringfügig, aber prägnant. Arbeitgeber verwenden vor allem Bausteine aus dem Haufe-Verlag und dem Boorberg-Verlag, wobei die Haufe-Aussagen recht pauschal gehalten sind. Die Verlage wollen halt, dass es für möglichst alle Berufe passt, während ein Zeugnis vor allem auf die Anforderungen / Qualifikationen des Berufes abgestimmt sein soll. Mach mal den Qualifikationstest: Lies nur den Leistungsteil des Zeugnisses und frag dich, ob jemand ansatzweise darauf kommen kann, um welchen Beruf es geht. Wenn jemand  z.B. Einkäufer ist, sollten Aussagen zur Verhandlungsstärke, zur gewissenhaften Sondierung des Marktes, zum Aufbau stabiler Lieferantenbeziehungen usw. nicht fehlen. Der Boorberg-Verlag liefert da deutlich detailliertere Bausteine.