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Arbeitszeugnisse => Arbeitszeugnisse => Thema gestartet von: tomsurf am August 05, 2005, 07:57:47 Vormittag

Titel: Schlechtes Arbeitszeugnis, welche versteckten Formulierungen
Beitrag von: tomsurf am August 05, 2005, 07:57:47 Vormittag
Herr XXXXXXXX, geboren am XX.XXXXXX XXXX, ist seit dem 1. Februar 2005 bis Heute in unserem Unternehmen als Polygraf in der Vorstufe tätig.

Zu seinen Aufgaben gehören:

Akzidenzarbeit aller Art
Arbeiten in der Datenbank
Fileaufbereitung bis zum Ausschiessen

Herr XXXXXX lernten wir als pflichtbewussten und gewissenhaften Mitarbeiter kennen. Kurz nach seinem Lehrabschluss bekundete er bei uns noch einige Anlaufschwirigkeiten, bedingt durch eine etwas einseitige Ausbildung während der Lehrzeit. Er hat aber selbst die Situation erkannt und arbeitet zügig an deren Aufbearbeitung. Die Forschritte sind gut sichtbar.

Herr XXXX ist ein ruhiger, sachlicher Mitarbeiter. Er zeigt sich flexibel und zuverlässig. Zu Kolleginnen und Kollegen pflegt er ein offenes kollegiales Verhältnis. Er wird zweifellos seine Weg machen.

Unser Unternehmen steht in einer Restrukturierungsphase und dabei müssen wir auch die Stelle von Herrn Spinnler leider aufheben. Dass wir ihm dabei keine vergleichbare Position anbieten können, bedauern wir ausserordentlich.

Wir danken ihm für seine Mitarbeit und wünschen ihm viel Erfolg und alles Gute bei der Neuorientierung

Was sagt ihr dazu?
Titel: Schlechtes Arbeitszeugnis, welche versteckten Formulierungen
Beitrag von: Klaus Schiller am August 06, 2005, 05:24:53 Vormittag
Mehrere Aussagen aber auch einige Unvollständigkeiten erwecken den Eindruck, dass es sich um ein weit unterdurchschnittliches Zeugnis handelt (Note 5). Hier zählen u.a.:

Kurz nach seinem Lehrabschluss bekundete er bei uns noch einige Anlaufschwirigkeiten.
In der zu positiver Ausdrucksweise verpflichteten Zeugnissprache ist offene Kritik immer ein Hinweis auf mangelhafte Leistungen.

Er hat aber selbst die Situation erkannt und arbeitet zügig an deren Aufbearbeitung (= er hat immer noch nicht das erforderliche Niveau erreicht).

Zu Kolleginnen und Kollegen pflegt er ein offenes kollegiales Verhältnis. (und wie ist das Verhalten zu Vorgesetzten???)

Er wird zweifellos seine Weg machen. (Bildhafte Ausdrücke wirken in Zeugnisses schnell ironisch, die Sprache sollte immer sachlich sein).

Im Zeugnis fehlen weitere unverzichtbare bzw. zu erwartende Angaben. Insbesondere fehlen komplett dynamische Attribute (motiviert, effizient)  und die unverzichtbare Leistungszusammenfassung, ohne die eine Gesamtnote nicht zugeordnet werden kann.  Aufgrund der gesetzlichen "Wohlwollenspflicht" in Arbeitszeugnissen können diese Unvollständigkeiten wie gesagt als bewusste Auslassung zu Ungunsten des Zeugnisempfängers interpretiert werden ("beredtes Schweigen", Note mangelhaft).

Einen Überblick über die Struktur eines vollständigen Zeugnisses finden Sie hier: http://www.arbeitszeugnis.de/images/Zeugnisstruktur.pdf.

Wenn Sie das Zeugnis von Experten aufwerten lassen möchten, um beim Arbeitgeber direkt diese unterschriftsreife, verbesserte Zeugnisfassung als Formulierungsvorschlag einzureichen, finden Sie konkrete Dienstleistungsangebote hier: http://www.arbeitszeugnis.de/ueberarbeitung2.php

Weitere Informationen finden Sie auch im Artikel "Wie können Sie sich gegen ein ungerechtes Arbeitszeugnis wehren?" unter http://www.arbeitszeugnis.de/rechtsberatung.php