Autor Thema: Gesamter Eindruck (Gelesen 3330 mal)

Loki · « **am:** August 09, 2005, 12:51:36 Nachmittag »

Habe in befristeter Anstellung über 2 Jahre als Krankenschwester auf Intensivstation gearbeitet. Dies ist die Leistungsbeurteilung aus meinem Zeugnis. Was für ein Gesamteindruck/ welche Note sagt die Beurteilung aus? Ich finde vieles widerprüchlich... Danke

Frau F...verfügt über sehr gute Fachkenntnisse und arbeitete stets geschickt und umsichtig. Die ihr übertragenen Aufgaben erledigte sie stets sach-und fachgerecht. Frau F...verfügt über eine gute Auffassunggabe und war ständig bestebt, ihr vorhandenes Wissen zu erweitern. Regelmäßig nahm sie auch an den stationsinternen Weiterbildungen sowie an den Fortbildungsveranstaltungen unserer Klinik teil. Das Hygieneverhalten der Mitarbeiterin entsprach den außerordendlichen Anforderungen einer Intensivstation. Mit Verbrauchsmaterialien ging sie stets planvoll und überlegt um.

Frau F... war bei den Patienten, nicht zuletzt auch wegen ihrer stets höflichen und freundlichen Art sehr beliebt. Zu den Patienten hatte sie einen guten Kontakt, wobei es ihr gleichsam stets gut gelang, die nötige Distanz zu wahren. Frau Heinrich berücksichtigte die besondere psychische und physische Situation der jeweiligen Patienten und betreute sie umfassend und individuell. In die Betreuung wurden von ihr auch die Angehörigen mit einbezogen. Durch ihr aufgeschlossenes und kollegiales Wesen förderte sie die Zusammenarbeit im Mitarbeiterkreis. Auch gegenüber Vorgesetzten verhielt sie sich stets korrekt und reagierte situationsgerecht.

Frau F... verlässt unser Unternehmen mit Ende ihres von vorneherein befristeten Arbeitsverhältnisses im Rahmen einer Elternzeitvertretung. Wir bedanken uns für die gute Zusammenarbeit und wünschen Frau F... für die Zunkunft alles Gute.

Klaus Schiller · « **Antwort #1 am:** August 10, 2005, 02:45:22 Vormittag »

Im Zeugnis fehlt die unverzichtbare Leistungszusammenfassung, ohne die eine Gesamtnote nicht zugeordnet werden kann. Aufgrund der gesetzlichen "Wohlwollenspflicht" in Arbeitszeugnissen können Unvollständigkeiten wie diese als bewusste Auslassung zu Ungunsten des Zeugnisempfängers interpretiert werden ("beredtes Schweigen", Note mangelhaft)

Unvorteilhaft sind zudem Formulierungen wie:

- "war ständig bestebt, ihr vorhandenes Wissen zu erweitern" (aber es gelang ihr nicht?).

- Das Hygieneverhalten der Mitarbeiterin entsprach den außerordendlichen Anforderungen einer Intensivstation ("den Anforderungen entsprechen" = Note 4; zum Vergleich: "den Anforderungen in jeder Hinsicht in allerbester Weise entsprochen"=Note 1).

- Auch gegenüber Vorgesetzten verhielt sie sich ("nur") stets korrekt ( Das Adjektiv „korrekt“ ist als Verhaltensbewertung deutlich schwächer zu bewerten als z.B. „vorbildlich“ oder „einwandfrei“).

- Wir bedanken uns für die gute Zusammenarbeit
Die Aussage „wir bedanken uns“ (statt „wird danken ihr/ihm“) wird in der Zeugnissprache generell eher abwertend verstanden. Diese Formulierung ist reflexiv („sich bedanken“) und beschreibt keine Interaktion. Anders verhält es sich bei der Aussage „wir danken ihr/ihm“, in der dem Gegenüber aktiv Dank entgegengebracht wird.

- und wünschen Frau F... für die Zunkunft alles Gute (Note 4; zum Vergleich: Wir bedauern ihr Ausscheiden und wünschen ihr für die berufliche und private Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg.

Einen Überblick über die Struktur eines vollständigen Zeugnisses finden Sie hier: http://www.arbeitszeugnis.de/images/Zeugnisstruktur.pdf.

Wenn Sie das Zeugnis von Experten aufwerten lassen möchten, um beim Arbeitgeber direkt diese unterschriftsreife, verbesserte Zeugnisfassung als Formulierungsvorschlag einzureichen, finden Sie konkrete Dienstleistungsangebote hier: http://www.arbeitszeugnis.de/ueberarbeitung2.php

Weitere Informationen finden Sie auch im Artikel "Wie können Sie sich gegen ein ungerechtes Arbeitszeugnis wehren?" unter http://www.arbeitszeugnis.de/rechtsberatung.php

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