Insgesamt ist das Zeugnis in meinen Augen gut (...volle Zufriedenheit),
Das wäre aber nur Gesamtnote 3. Es sei denn, du hast das vorhandene und direkt vor der Zufriedenheit positionierte "stets" vergessen.
Ich hatte - was allen Beteiligten im Vorfeld klar war- zu Beginn des Praktikums kein Fachwissen bezüglich der Materie
Es geht in einem Praktikum nicht darum, Wissen/ Erfahrungen mitzubringen, sondern sich anzueignen. Und das muss dann natürlich auch erwähnt werden.
Insofern wird (logischerweise?) mein Fachwissen im Zeugnis nicht erwähnt. Stattdessen werden mir eine "sehr gute" Erfüllung der notwendigen Lernanforderungen und eine schnelle Auffassungsgabe bescheinigt.
Begriffe wie "notwendig/erforderlich" sind immer unvorteilhaft, das ist dann das Allermindeste, das man erwartet. Das passt nicht zusammen mit der "sehr guten Erfüllung". Die Zeugnissprache funktioniert ja über abgestuftes Lob. Siehe auch
http://www.arbeitszeugnis.de/notenskala-note4.phpDie Danksagung lässt mich auch rätseln. Ich habe gelesen, dass eine 1 bzw. 2 mit "wir bedauern, dass..." in Verbindung gebracht wird. Gilt das nur für feste Anstellungsverhältnisse oder auch für Praktikanten?
Nein, ein Bedauern ist nicht erforderlich.
Und die letzte Frage beschäftigt mich besonders: Wie ist denn der Maßstab für Praktikumszeugnisse. Wird ein "gutes" Zeugnis von einem Personaler auch als positiv und gut aufgefasst oder handelt es sich bei einem guten Zeugnis dann in realitas doch nur um ein durchschnittliches Zeugnis? (Inflation der Gefälligkeitszeugnisse als verzerrender Faktor) Kann nur ein sehr gutes Zeugnis überzeugen?
Das ist eine Wissenschaft für sich und hängt sehr von den Erfahrungen des Personalers ab. Wer sehr schlechte Erfahrungen mit Arbeitnehmern/Prakikanten gemacht hat, die sehr gute Zeugnisse hatten, wird sicher anders mit Zeugnissen umgehen als jemand, der schlechte Erfahrtungen mit Leuten gemacht hat, deren Zeugnisse sowieso etwas zwiespältig waren.
Bei einem Gefälligkeitszeugnis stimmt das Verhältnis von Wahrheit und Wohlwollen nicht, das merkt ein Profi oft recht schnell. Abgesehen davon sind die Maßstäbe in den Unternehmen sehr unterschiedlich. Manche urteilen strenger, andere freundlicher. Wer also ein Praktikum in einem renommierten Unternehmen absolviert hat und ein sehr gutes oder gutes Zeugnis bekommt, hat mit Erfolg wichtige Erfahrungen gesammelt. Das allein zählt.