Autor Thema: Muß ich befürchten, mein Arbeitszeugnis wirke übertrieben...  (Gelesen 3641 mal)

Gast

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Muß ich befürchten, mein Arbeitszeugnis wirke übertrieben...
« am: August 02, 2005, 10:51:23 Vormittag »
Folgendes Arbeitszeugnis steht unmittelbar vor der Austellung. Ich wurde gebeten evtl. Korrekturwünschen mitzuteilen.
Hintergund: Ich verlasse meinen Arbeitgeber aus betriebsbedingten Gründen (Kündigung durch AG). Die Abteilung wurde outgesourced.

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Herr X, geb. xx.xx.xxxx, war seit dem 01.12.1999 als Mitarbeiter der Serviceabteilung in unserem Unternehmen beschäftigt.
Als Verantwortlicher für die komplette Zahlungs- und Transportkontrolle unterstand er unmittelbar dem Customer Support Manager sowie dem Kredit-Controlling.

Die Tätigkeitsschwerpunkte lagen zunächst in der Aufbauorganisation der Kontrolle und Nachverfolgbarkeit aller Warenauslieferungen sowie der Verfolgung aller Nachnahme-Sendungen und deren Zahlungsflüsse. Danach hat er bis zu seinem Ausscheiden die Ablauforganisation dieses Bereichs eigenverantwortlich wahrgenommen.

Zum direkten Aufgabengebiet von Herrn X gehörten weiterhin nachfolgende selbständige und eigenverantwortliche Tätigkeiten:


•Ermittlung aller offenen Nachnahmepositionen, Klärung und Initiierung des Regulierungsverfahrens in Zusammenarbeit mit Logistikpartnern und Kunden
•Beurteilung und Bearbeitung von Schadens- und Verlustfällen
•Aufklärung von Inhaltsschmälerungen und Betrugsfällen in Zusammenarbeit mit Versicherung und Kriminalpolizei. Planung und Umsetzung von Betrugspräventionen.
•Direkte Zusammenarbeit mit der Rechtsabteilung
•Kontrolle und Buchung sämtlicher internen wie externen Gutschriften inkl. Auszahlungsfreigabe
•Leitung der Kundenreaktionsgruppe (Servicehotline, 2nd Level Support)
•Vielfache unterstützende Mitarbeit in verschiedenen Restrukturierungs- und IT-Einführungsprojekten


Herr X war stets hoch motiviert und setzte sich sehr engagiert für das Unternehmen ein. Er identifizierte sich mit der großen Fülle seiner Aufgaben und seiner Position und zeigte große Dynamik und Initiative.
Durch seine zügige und exakte Arbeitsweise erbrachte er jederzeit seine überzeugende, sehr gute Leistung.

Er gab oft weiterführende Anregungen, ergriff selbständig alle erforderlichen Maßnahmen und führte sie mit Entschlossenheit durch.
Hierbei zeichnete sich sein Arbeitsstil immer durch Methodik, sehr gute Planung und ein systematisches, engagiertes Vorgehen aus.
 
Durch seine äußerst qualifizierte und engagierte Arbeitsweise verzeichnete er sehr gute Erfolge. Herr X arbeitete immer gewissenhaft und sorgfältig. Pflichtbewusst und zuverlässig hat er sich jederzeit als uneingeschränkt vertrauenswürdig und verantwortungsbewusst bewiesen.

Sein Verhalten gegenüber der Geschäftsleitung, den Abteilungsleitern und den Mitarbeitern war vorbildlich. Er war stets hilfsbereit und freundlich.

Hervorzuheben sind seine überdurchschnittliche Teamfähigkeit, Integrität und Überzeugungsfähigkeit. Insgesamt waren wir mit seiner Leistung stets vollauf zufrieden.

Herr X verlässt unser Unternehmen, da die Serviceabteilung aus wirtschaftlichen Gründen umstrukturiert wurde. Wir bedauern sein Ausscheiden, bedanken uns für die gute langjährige Zusammenarbeit und wünschen Herrn X für die berufliche und private Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg.

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Bin für jeden Ratschlag und jede Anmerkung dankbar.

Vielen Dank im voraus.

Di

  • Gast
Also,...
« Antwort #1 am: August 02, 2005, 18:49:55 Nachmittag »
... bin zwar kein Profi, habe aber schon eine ganze Reihe Zeugnisse gelesen / geschrieben und ich denke, Du hast da ein super Zeugnis gekriegt. Man könnte es vielleicht an der ein oder anderen Stelle etwas konkretisieren, z. B. "... verzeichnete er sehr gute Erfolge." --> Was für Erfolge???
Viele Grüße,
Di

Klaus Schiller

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  • Beiträge: 1639
Muß ich befürchten, mein Arbeitszeugnis wirke übertrieben...
« Antwort #2 am: August 03, 2005, 20:23:21 Nachmittag »
Das Zeugnis wirkt sehr unstruktiert, beispielsweise wird an verschiedenen Stellen, unverhältnismäßig und unötig wiederholend zur Arbeitsweise Stellung bezogen, während andere wichtige Abschnitte zu kurz kommen.

Durch seine zügige Arbeitsweise ...
Hierbei zeichnete sich sein Arbeitsstil immer durch ... engagiertes Vorgehen aus.
Durch seine ... engagierte Arbeitsweise
Herr X arbeitete immer ...
Pflichtbewusst und zuverlässig hat er ...

Fähigkeiten und Wissen bleiben hier ebenso unberücksichtigt wie konkrete Erfolge; die Leistungszusammenfassung befindet sich zudem mitten im Verhaltensteil. Das sehr unvorteilhafte Adverb "insgesamt" (=aber nicht im Detail) wird in der Zeugnissprache eigentlich nur in Zeugnissen der Note 5 verwendet. Auch die Aussage „wir bedanken uns“  (statt „wird danken ihr/ihm“) wird in der Zeugnissprache generell eher abwertend verstanden. Diese Formulierung ist reflexiv („sich bedanken“) und beschreibt keine Interaktion. Anders verhält es sich bei der Aussage „wir danken ihr/ihm“, in der dem Gegenüber aktiv Dank entgegengebracht wird.

Wenn Sie das Zeugnis von Experten aufwerten lassen möchten, um beim Arbeitgeber direkt diese unterschriftsreife, verbesserte Zeugnisfassung als Formulierungsvorschlag einzureichen, finden Sie konkrete Dienstleistungsangebote hier: http://www.arbeitszeugnis.de/ueberarbeitung2.php
Klaus Schiller, arbeitszeugnis.de
Personalmanagement Service GmbH
schiller@arbeitszeugnis.de

- Alle Angaben ohne Gewähr -


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