Also wenn ich recht sehe ist das ein Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitszeugnis in einem. So was habe ich auch noch nicht gesehen.
Über eine Ausbildung muss ein eigenes Ausbildungszeugnis erstellt werden, das dann im Abschlusszeugnis auch erwähnt werden sollte ( z.B. „Über den Ausbildungszeitraum liegt vom DATUM ein gesondertes Zeugnis vor“). Dem Ausbildungszeugnis kommt im weiteren Berufsleben oft eine wichtigere Bedeutung zu als dem ersten Arbeitszeugnis, da die Ausbildung die Basis für das gesamte Berufsleben darstellt. Zudem wird ein Ausbildungsverhältnis in einem Zeugnis gänzlich anders bewertet als ein Beschäftigungsverhältnis, was ebenfalls gegen eine Zusammenfassung in einem Abschlusszeugnis spricht.
Du hattst ein sehr verantwortungsvolles Aufgabengebiet, das spiegelt das Zeugnis zwar im Aufgabenbereich, nicht aber im Leistungsteil wieder.
Der Leistungsteil eines vollständigen, wohl geordneten Zeugnisses formuliert nacheinander Angaben zu den drei theoretischen Aspekten Bereitschaft (Abschnitt 1), Befähigung (Abschnitt 2) und Fachwissen (Abschnitt 3), deren praktische Umsetzung dann mit der Arbeitsweise (Abschnitt 4) und dem allgemeinen Arbeitserfolg (Abschnitt 5) bzw. den konkreten Erfolgen (Abschnitt 6) erörtert wird. Der Leistungsteil endet mit der Leistungszusammenfassung, erst anschließend erfolgt die Bewertung des Verhaltens. Eine pauschale Aneinanderreihung von Schlagworten ohne Rücksicht auf die strukturelle Zuordnung ("Er war ein engagierter, verantwortungsbewusster, zuverlässiger, belastbarer und sehr motivierter Mitarbeiter, der stets alle Aufgaben zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigte") ist keine angemessene Würdigung überdurchschnittlicher Leistungen.
Was ist mit Erfolgen? Was ist mit wichtigen Fähigkeiten wie Organisationsvermögen? Warum wird mit keinem Wort auf deinen Wissensstand eingegangen, obwohl man dich dort ausgebildet hat? Und worauf bezieht sich die Aussage "Herr XY arbeitete sich sehr gut, umfassend und zügig in die Arbeitsabläufe und Arbeitsweisen der Filmproduktion mit seinen speziellen Anforderungen ein"? Auf das Praktikum? Auf die Zeit nach der Ausbildung?
Und warum wird das Urteilsvermögen erst nach Ende der Leistungsbewertung bescheinigt, die ja generell mit dem Grad der Zufriedenheit endet?
Alles in allem ein megapauschales, lückenhaftes Zeugnis. Ich würde dringend empfehlen, dem Arbeitgeber eine bessere Version als Formulierungsvorschlag vorzulegen. Bei Zeugnisdienstleistern wie arbeitszeugnis.de gibt es entsprechende Angebote zur Zeugnisüberarbeitung.