1. "Auf Grund seiner guten Fachkenntnisse in Verbindung mit seiner guten und schnellen Auffassungsgabe konnte sich Herr XXX problemlos in sein Aufgabengebiet einarbeiten".
Meine Frage hierzu: Was bedeutet problemlos? Ist das in Verbindung mit den guten Fachkenntnissen (wohl eher eine 2) dann ironisch zu werten oder deute ich das pessimistisch? Weil der Absatz ja mit einer 1, sprich der vollsten Zufriedenheit endet.
Die Formulierung ist sicher nicht negativ gemeint. Es ist aber ratsam, in Zeugnissen auf Begriffe wie "ohne Probleme/ problemlos", "ohne Beanstandung", "ohne Tadel" usw. zu verzichten, da hiermit oft indirekt Kritik geübt wird (im Sinne von "zwar ohne Tadel, aber auch ohne Lob" oder "ohne Probleme, aber auch ohne nennenswerten Erfolg").
2. "der mit Vorgesetzten und Kollegen einen kooperativen Umgang pflegt. Er zeigt ein stets bestimmtes und zugleich kompromissbereites Verhalten und unterstützt seine Kollegen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben."
Was bedeutet kooperativer Umgang? Genausowenig kann ich den Beisatz bez. Unterstützung der Kollegen deuten.
Die sind durchaus gängige Aussagen zur Kooperationsbereitschaft/ Teamfähigkeit ohne Auffälligkeiten, z.B. bezogen auf die Unterstützung der Einarbeitung neuer Kollegen.
3. "Wir bedanken uns für die bisherige gute Mitarbeit und freuen uns auf eine weiterhin erfolgreiche Zusammenarbeit. "
Gute Mitarbeit würde ich als 2 deuten, allerdings tue ich mich mit der Differenzierung "wir bedanken uns" und "wir danken ihm" schwer.
Der Ausdruck "bedanken uns für die Mitarbeit" findet sich in mehreren Fachbüchern als Formulierungsvorschlag für die Note 4. Diese Formulierung ist reflexiv („sich bedanken“) und beschreibt keine Interaktion. Anders verhält es sich bei der Aussage „wir danken ihr/ihm“, in der dem Gegenüber aktiv Dank entgegengebracht wird. Zudem wird hier nur für die "Mitarbeit" gedankt, was sehr passiv klingt.
Das Zeugnis enthält meiner Ansicht nach schwerwiegendere Auffälligkeiten, z.B. sind Sie als Einkäufer tätig, aber der Kontakt zu Externen (z.B. Lieferanten) und insbesondere relevante Fähigkeiten wie Verhandlungsstärke bleiben unerwähnt. Der Hinweis auf "Kompromissbereitschaft" wirkt hingegen bei Ihrer Stelle kontraproduktiv.