Autor Thema: Zuviel Lob ?  (Gelesen 4447 mal)

Wasserratte

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Zuviel Lob ?
« am: Juli 19, 2005, 14:41:49 Nachmittag »
Hallo,

bei meinem Zeugnis wirken die positiven Attribute eher negativ .
Wie ist das insgesamt zu bewerten ?

Durch seine gute Auffassungsgabe arbeitetete er sich schnell in das neue Aufgabengebiet ein.Er arbeitete selbständig, gewissenhaft und zielstrebig.
 Zudem verfügte Herr Krueger über solide Fach- und Englischkenntnisse.
Er führte die Ihm übertragenen Aufgaben zuverlässig, genau und immer
zu unserer vollen Zufriedenheit aus.
Das Verhalten von Herrn Krüger gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und externen Gesprächspartnern war jederzeit tadellos.
Gern bestätigen wir ihm Loyalität, ehrlichkeit, Fleiß und Pünktlichkeit.

Das Beschäftigungsverhältnis war von vornherein befristet und endete
zum 15.07.2005. Wir bedauern, Herrn Krüger kein unbefristetes Verhältnis
anbieten zu können und wünschen Ihm für seine beruflichen und private Zukunft alles Gute und viel Erfolg.

Zur Schlußformel möchte ich anmerken, daß ich aus eigenen Beweggründen keine Festeinstellung wollte. Müßte das nicht entsprechend formuliert werden ?

Vielen Dank im voraus

Gruß

Klaus Schiller

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Zuviel Lob ?
« Antwort #1 am: Juli 19, 2005, 22:56:44 Nachmittag »
Die von Ihnen zitierten Aussagen beziehen sich auf:

Befähigung:
Durch seine gute Auffassungsgabe arbeitete er sich schnell in das neue Aufgabengebiet ein.

Fachwissen:
Zudem verfügte Herr Krueger über solide Fach- und Englischkenntnisse.

Arbeitsweise:
Er arbeitete selbständig, gewissenhaft und zielstrebig. Er führte die Ihm übertragenen Aufgaben zuverlässig, genau …  aus.

Leistungszusammenfassung:  Gesamtnote 2
Er führte die Ihm übertragenen Aufgaben … immer zu unserer vollen Zufriedenheit aus.

Verhalten:
Das Verhalten von Herrn Krüger gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und externen Gesprächspartnern war jederzeit tadellos. Gern bestätigen wir ihm Loyalität, ehrlichkeit, Fleiß und Pünktlichkeit.

Schlussteil:
Das Beschäftigungsverhältnis war von vornherein befristet und endete zum 15.07.2005. Wir bedauern, Herrn Krüger kein unbefristetes Verhältnis anbieten zu können und wünschen Ihm für seine beruflichen und private Zukunft alles Gute und viel Erfolg.

Einen Überblick über die Struktur eines vollständigen Zeugnisses finden Sie hier: http://www.arbeitszeugnis.de/images/Zeugnisstruktur.pdf.

Die Aussagen lesen sich sehr pauschal. Ob sie „zu“ pauschal oder unvollständig sind, lässt sich ohne Kenntnis der Stelle und der konkreten Aufgaben leider nicht zuverlässig bewerten. Jede Stelle hat andere Anforderungen, auf die im Zeugnis auch eingegangen werden muss. Entscheidend ist also der Gesamteindruck. Gänzlich unbewertet bleibt aber der Arbeitserfolg, wobei auch im Schlussteil nur zukünftig „viel Erfolg“, statt „weiterhin viel Erfolg“ gewünscht wird. Hier entsteht der Eindruck, der Erfolg sei bislang ausgeblieben.  Auch der Hinweis auf die Befristung lässt sich natürlich vorteilhafter formulieren, z.B. „Wir bedauern, dass er unser Angebot einer Vertragsverlängerungen nicht angenommen hat …“.

Hilfe bei der Zeugnisverbesserung erhalten Sie hier:
http://www.arbeitszeugnis.de/ueberarbeitung2.php.
Klaus Schiller, arbeitszeugnis.de
Personalmanagement Service GmbH
schiller@arbeitszeugnis.de

- Alle Angaben ohne Gewähr -

Wasserratte

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Zuviel Lob ?
« Antwort #2 am: Juli 20, 2005, 10:37:38 Vormittag »
Vielen Dank für Ihre zügige und hilfreiche Antwort.
Jedoch möchte ich gern explizit wissen, ob


 der Satz " Gern bestätigen wir Ihm Loyalität, Fleiß und Pünktlichkeit"
nicht negativ zu werten ist ?
Insbesondere vor dem Hintergrund, daß sich das Zeugnis nur
über eine DinA4 Seite erstreckt und meine Projekte gänzlich
unberücksichtigt blieben.

Gruß Wasserratte

Klaus Schiller

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Zuviel Lob ?
« Antwort #3 am: Juli 20, 2005, 20:14:49 Nachmittag »
Wie gesagt, da ich nicht weiß, in welcher Funktion Sie seit wann tätig sind und welche Aufgaben Sie ausführen, kann ich auch die zitierten Formulierungen kaum zuverlässig bewerten.

Früher war die Formulierung "Er war stets ehrlich, fleißig, pünktlich und zuverlässig" häufiger Bestandteil von Zeugnissen. Diese Formulierung, in Ihrem  Zeugnis leicht abgewandelt, ist heute aus ganz verschiedenen Gründen unüblich.

Zum einen kann sich die Frage stellen, warum in Ihrem Fall aus diesem bekannten Pauschalsatz die Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit herausgenommen wurde (=möglicher Hinweis auf Unehrlichkeit/ Unzuverlässigkeit?).

Zum anderen aber gilt:
Bei der Erwähnung bzw. besonderen Betonung von Ehrlichkeit und Pünktlichkeit kann der Eindruck entstehen, dass außer diesen Selbstverständlichkeiten keine weiteren positiven Aussagen getroffen werden können (z.B. „teamorientiert, überzeugend, durchsetzungsstark“). Pünktlichkeit kann als mangelnde Flexibilität gedeutet werden („geht pünktlich zum Feierabend"). Besser wäre ein Hinweis auf eine „pünktliche (=termingerechte) Arbeitsweise“.

Auch "Fleiß" ist ein antiquierter Begriff, der zudem in dieser Verhaltensaussage eher fehl am Platze ist. Die Bereitschaft sollte im Leistungsteil bewertet werden (z.B. "Er war ein sehr motivierter und engagierter Mitarbeiter"). Auch die Formulierung "Gerne bestätigen wir ihm" (auf Verlangen?) ist missverständlich. Letztlich entscheidet aber der Gesamteindruck.

Wasserratte

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Zuviel Lob ?
« Antwort #4 am: Juli 21, 2005, 11:04:47 Vormittag »
eine letzte Frage :

 
Darf der Arbeitgeber, wenn das befristete Arbeitsverhältnis
zum 15.07.2005 endete, mit der Vergütung des Zeitraums
von 01.07.2005 bis 15.07.2005, bis zum betrieblich üblichen
Zahlungstermin, hier der 30.07.2005, warten oder muß eine
umgehende Endabrechnung erfolgen ?
 
Mit freundlichem Gruß
Wasserratte

Klaus Schiller

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Zuviel Lob ?
« Antwort #5 am: Juli 21, 2005, 20:46:49 Nachmittag »
Ihre Frage fällt bereits in den Bereich einer kostenpflichtigen Rechtsberatung, zu der nur ein Rechtsanwalt befugt ist. Wir führen lediglich eine Sprachberatung durch.
Ich kann Ihnen die "Hotline Arbeitsrecht" (0190-846 353 596; 1,86 €/Minute) der Kanzlei Wengersky empfehlen (siehe auch http://www.wengersky.de/serviceline.shtml).


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