" frau X war stets fleissig, zuverlässig und hilfsbereit"Eine eigentlich veraltete Zeugnis-Formulierung lautet vollständig: "Er/Sie war stets ehrlich, fleißig, pünktlich und zuverlässig". An dieser Aussage wurde insbesondere kritisiert, dass Ehrlichkeit und Pünktlichkeit Selbstverständlichkeiten sind, deren explizite Erwähung missverständlich ist (im Sinne von "...aber sonst können wir nichts Positives sagen"). Diese Aussage taucht in Variationen noch immer auf, in Ihrem Fall wurden die strittigen Attribute "ehrlich und pünktlich" ausgetauscht.
Im Grunde ist die Aussage überflüssig, zumal hier in einem Pauschalsatz Leistungs- und Verhaltensaspekte vermischt sind, die nicht zusammengehören. Der Leistungsteil eines wohl geordneten Zeugnisses formuliert nacheinander Angaben zu den drei theoretischen Aspekten Engagement/Fleiß (Abschnitt 1), Fähigkeiten (Abschnitt 2) und Fachwissen (Abschnitt 3), deren praktische Umsetzung dann mit der Arbeitsweise (Abschnitt 4) und dem allgemeinen Arbeitserfolg (Abschnitt 5) bzw. den konkreten Erfolgen (Abschnitt 6) erörtert wird. Der Leistungsteil endet mit der Leistungszusammenfassung, erst anschließend erfolgt die Bewertung des Verhaltens. Veränderungen dieser Reihenfolge gehen also zu Lasten der Zuordnung und können ggf. als stilistischer Mangel eingestuft werden.
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