Man kann in einem Zeugnis nicht einfach wie bei einer Fremdsprache Satz für Satz übersetzen, ohne auf den Gesamteindruck zu achten. Jede Stelle hat also andere Anforderungen, auf die im Zeugnis auch eingegangen werden muss. Ein Einkäufer muss z.B. durchsetzungsstark sein, eine Sekretärin muss diskret sein und gut organisieren können usw.
Auch die Ranghöhe und die Beschäftigungszeit spielen eine wichtige Rolle. Das Zeugnis für eine langjährige Führungskraft wird also ganz anders geschrieben als das für einen Hilfsarbeiter, der nur drei Monate tätig war.
Da du zu diesen Punkten nichts sagst, ist es auch nicht gut möglich, den Text zuverlässig einzuschätzen.
Was man auf jeden Fall sagen kann ist:
Ein Dank und ein Bedauern des Ausscheidens solten auf gar keinen Fall fehlen, sonst rutscht ein Zeugnis schnell in die Note 5.
In der Aussage "Mitarbeitern sowie Vorgesetzten" ist die Reihenfolge falsch, die Vorgesetzten müssen zuerst genannt sein, sonst war das Verhalten ihnen gegenüber unangemessen. Und Ausdrücke wie "erforderlich" oder korrekt" oder "interessiert" sind in der an Übertreibungen nicht armen Zeugnissprache nur im Bereich Note 4.
Kompliziert wird es mit Sätzen wie "Frau X war pünktlich, fleißig und arbeitete ordentlich und zuverlässig". Dazu findets du eine ausführliche Stellungnahme in der Rubrik "häufige Fragen", aus der ich mal zitiere,
(siehe
http://www.arbeitszeugnis.de/faq.php#24):
"Was bedeutet es, wenn im Zeugnis bescheinigt wird: "Er/ Sie war stets ehrlich, fleißig, pünktlich und zuverlässig"?
Es handelt sich hierbei um eine veraltete und heute eigentlich nicht mehr gebräuchliche Zeugnisformulierung, an der insbesondere Folgendes kritisiert wurde: Bei der Erwähnung bzw. besonderen Betonung von Ehrlichkeit und Pünktlichkeit kann der Eindruck entstehen, dass außer diesen absoluten Selbstverständlichkeiten keine weiteren positiven Aussagen getroffen werden können (z.B. „teamorientiert, freundlich, loyal, durchsetzungsstark“). Pünktlichkeit kann zudem als mangelnde Flexibilität gedeutet werden („geht pünktlich zum Feierabend"). Wenn Attribute wie „ehrlich" trotz ihrer Selbstverständlichkeit genannt werden, sollte auf ein Temporaladverb („stets ehrlich") nicht verzichtet werden. Andernfalls könnte der Eindruck entstehen, der Beurteilte war „nicht immer" ehrlich. Üblich ist die Bescheinigung von Ehrlichkeit nur bei Kassierertätigkeiten. Ein weiterer Stolperstein: Wenn in dieser bekannten Viererkette ("ehrlich, fleißig, pünktlich und zuverlässig") ein Attribut fehlt (z.B. "Er war stets fleißig, pünktlich und zuverlässig"), kann der Eindruck entstehen, dass der Arbeitnehmer diesen fehlenden Aspekt nicht erfüllt hat (hier also: Er war nicht ehrlich)."Was ich in solchen Fällen empfehle würde ist, das Zeugnis prüfen zu lassen (das schafft eine hieb- und stichfeste Argumentationsgrundlage) und dann verbessern zu lassen, um sich mit der neuen Version und den Argumenten an den Arbeitgeber zu wenden. Eine solche Prüfung nennt sich bei arbeitszeugnis.de "Zeugsnitest" und kostet 19 Euro, eine Überarbeitung ist hier für 79 Euro zu haben.
Das ist daber nur möglich, wenn das Zeugnis noch nicht zu alt ist, nach gut einem halben Jahr ist der Anspruch auf eine Berichtigung leider schon verwirkt.