Autor Thema: Was bedeutet "das Glück des Tüchtigen" ?  (Gelesen 5555 mal)

Cheyaney

  • Gast
Was bedeutet "das Glück des Tüchtigen" ?
« am: Mai 04, 2008, 20:32:04 Nachmittag »
Hallo,

Bitte um Hilfe, denn ich weiß nicht, was ich davon halten soll:

Auszug der letzten Sätze aus meinem Arbeitszeugnis:

"Dank ihres hocheffizienten und exakten Arbeitstils konnten die sehr hohen Qualitätsanforderungen des Kunden eingehalten werden.

Nach 10 Jahren erfolgreicher Arbeit in unserem Unternehmen scheidet Frau X nun auf eigenen Wunsch aus. Wir bedauern dies außerordentlich, haben aber dafür Verständnis, dass sie neue berufliche Herausforderungen sucht.

Wir wünschen ihr für ihren weiteren beruflichen Werdegang alles Gute und das Glück der Tüchtigen."


Was hab ich davon zu halten ? Auf ersten Blick seht das Zeugnis nach einer Bewertung von 1-2 (mit allen anstehenden Arbeiten vertraut und erledigte diese selbständig zu unserer und des Kunden vollsten Zufriedenheit; Verhalten gegenüber Vorgesetzen, Kollegen und Kunden war vorbildlich) aus, aber der Schlußsatz paßt nicht dazu, oder liege ich da falsch?

Außerdem - auf Wunsch meines Abteilungsleiters habe ich meinen Vertrag um eine Woche verlängert, d.h. das Arbeitsverhältnis endet nun nicht zum 31. Mai sondern zum 6. Juni 08. Welches Datum sollte unter das Arbeitszeugnis? Ich hab gelesen, es sollte keine "krummes" Datum (wäre der 6. Juni)  drunterstehen ?

Vielen Dank im voraus für Eure Kommentare.....
Gruss
S.







Demel

  • Gast
Re: Was bedeutet "das Glück des Tüchtigen" ?
« Antwort #1 am: Mai 06, 2008, 07:48:48 Vormittag »
Wie aus den Nutzungsbedingungen zu ersehen (siehe oben) ist es kaum möglich, ohne Kenntnis der Zusammenhänge (Beruf, Beschäftigungsdauer usw.) aus dem Zusammenhang gerissene Sätze zu kommentieren. Die Zeugnissprache ist also keine "Fremdsprache", bei der man Satz für Satz übersetzen kann. Es geht immer um den Gesamteindruck.
Was man nun unter Vorbehalt sagen könnte ist: "(hohe) Anforderungen einzuhalten" ist in der Zeugnissprache keine hohe Leistung, vielmehr müssten die Anforderungen "stets übertroffen" werden oder zumindest "stets in hohem Maße erfüllt" werden. D.h. im Grad der Erfüllung der Anforderungen liegt die eigentliche Wertung, wie hoch die Anforderungen selbst sind, ist eigentlich unerheblich.
Die Aussage "haben dafür Verständnis, dass sie neue berufliche Herausforderungen sucht" könnte darauf schließen lassen, dass du gelangweilt warst - oder überfordert?

In der Aussage "Wir wünschen ihr für ihren weiteren beruflichen Werdegang alles Gute..." fällt zunächst auf, dass der wichtige private Zukunftswunsch fehlt (üblich: "für die berufliche und private Zukunft alles Gute"). Das kann auch Streit schließen lassen. Die Formulierung "und das Glück der Tüchtigen" könnte den Rückschluss zulassen, dass du Glück brauchst, um weiterzukommen. 

Ein "krummes" Beendigungsdatum wäre tatsächlich sehr unvorteilhaft. Der Sachverhalt (Bereitschaft zur Verlängerung) kann aber im Schlussteil des Zeugnisses kurz erklärt werden. Sorry dass es nichgt konkreter geht aber dafür sind deine Angaben zu dürftig. Du kannst dich auch bei der Zeugnishotline von arbeitszeugnis.de eingehender beraten lassen. 

Cheyaney

  • Gast
Re: Was bedeutet "das Glück des Tüchtigen" ?
« Antwort #2 am: Mai 26, 2008, 13:51:21 Nachmittag »
Hallo Demel,

vielen Dank für Deine Antwort. Ich hatte daraufhin um Korrektur gebeten und die patzige Antwort heute morgen (nach mehrmaligen Rückfragen während der letzten Wochen) war: "Schreiben Sie sich das Ding selber, Sie scheinen ja mehr Ahnung davon zu haben als ich".

Ich bin begeistert....aber viel schlechter als das, was der Niederlassungsleiter verfaßt, hat kann's nicht werden. Zu Deiner Info (und Analyse-Bestätigung) - ja, der Niederlassungsleiter war sehr verärgert, dass ich gekündigt habe, daher wohl auch keine privaten Wünsche........

Gruss
S.

Demel

  • Gast
Re: Was bedeutet "das Glück des Tüchtigen" ?
« Antwort #3 am: Mai 26, 2008, 14:05:09 Nachmittag »
Selbst schreiben ist immer die beste Option. Wenn du Hilfe brauchst, es gibt bei www.arbeitszeugnis.de einen Überarbeitungsservice. Auf der Bewertungsseite unter www.arbeitszeugnis.de/bewertung kannst unter du dir übrigens anschauen, welche Erfahrungen Arbeitnehmer mit ihren neuen Zeugnisvorschlägen und Korrekturwünschen beim Chef gemacht haben. Da siehst du, du bist nicht allein :-)

Cheyan#e

  • Gast
Re: Was bedeutet "das Glück des Tüchtigen" ?
« Antwort #4 am: Mai 28, 2008, 15:06:25 Nachmittag »
Hallo Demel,

Danke für die links. Ich bin jetzt nach zwei Tagen fertig (auch mit den Nerven) und es ärgert mich, dass ich das in meiner Freizeit machen müßte, obwohl es ja eigentlich Aufgabe des Niederlassungsleiters ist. Egal.

Bevor ich das Zeugnis beim Zeugnistest einreiche - ein Freund von mir meinte, die Aussagen, die mein Wesen betreffen, sollten in der Gegenwart sein und nicht in der Vergangenheit, da die Aussagen ja immer noch, selbst nach Verlassen der Firma auf mich zutreffen - z.B. ihr Arbeitsstil ist oder war jederzeit von außerordentlicher Flexibilität geprägt / sie ist oder war eine hochgradig engagierte Mitarbeiterin.

Ich tendiere zu war, da es ja für den ehemaligen AG die Vergangenheit ist. Was meinst Du?

Außerdem, da ich ein 'sehr-gut' Zeugnis verdient habe (bestätigt von meinen Kunden in ganz Westeuropa), "wimmelt" es von diesen hübschen Steigerungswörtchen wie "äußerst", "sehr", "außerordentlich". Gibt es noch Ausdrücke, die das gleiche ausdrücken, aber nicht so "auffällig" sind? Wahrscheinlich nicht, oder?

Danke
Gruss
S.






Maggy

  • Gast
Re: Was bedeutet "das Glück des Tüchtigen" ?
« Antwort #5 am: Mai 28, 2008, 18:26:38 Nachmittag »
In einem Abschlusszeugnis werden meist die Aussagen im Präsens formuliert, die nicht rückblickend die gezeigte Leistung betreffen. Zum Beispiel heißt es meist "Sie besitzt ein sehr gutes Fachwissen" oder "Sie ist sehr belastbar". Aber wenn es um die gezeigte Leistung geht, wird das Präteritum verwendet. Es lautet also korrekt: "ihr Arbeitsstil (in unserem Hause) war jederzeit von außerordentlicher Flexibilität geprägt... Sie war (für uns) eine hochgradig engagierte Mitarbeiterin". 
Das richtige Maß von lobenden Aussagen zu treffen, ohne dass es nach Gefälligkeitszeugnis oder Eigenlob klingt, erfordert sehr viel Erfahrung. Es geht weniger um die Vielfalt an aufwertenden Attributen, sondern darum, dass sie an der richtigen Stelle stehen. Eine gelungene Beschreibung konkreter Erfolge ermöglicht es außerdem, das ganze Zeugnis etwas zurückhaltender zu formulieren, weil die Erfolge "für sich" sprechen. Vuielelicht kennst du jemanden , der dir privat ein solches Zeugnis ausformulieren kann. Bei arbeitszeugnis.de gibt es dazu die "Zeugnisüberarbeitung" (meist in Kombination it einer Zeugnisanalyse), siehe http://www.arbeitszeugnis.de/ueberarbeitung2.php.



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