Das ist sehr schwer zu sagen, wenn man ein Zeugnis nur auszugsweise kennt. Es gibt sechs Aspekte, die im Leistungsteil nacheinander bewertet werden müssen, jewiels in mindestens einem Satz. Insgesamt sind das:
1.Lern- und Arbeitsbereitschaft( Motivation)
2.Lern- und Arbeitsbefähigung (z.B. Auffassungsgabe)
3.erlangtes Wissen
4.Lern- und Arbeitsweise
5.Lern- und Arbeitserfolg
6.Gesamtnote (=Grad der Zufriedenheit)
Nach dem Leistungsteil kommt der Verhaltensteil (mit Aussagen zum Verhalten zu Internen und Externen und sonstigen Verhaltensaspekten (freundlich, gewandt...) dann der Schlussteil mit Aussagen zum Prüfungsergebnis und einem Hinweis, ob es zur Übernahme kommt oder - wenn nicht - warum nicht. Im Detail kannst das das hier sehen:
http://www.arbeitszeugnis.de/images/Zeugnisstruktur-AZUBI.pdfBei dir sehe ich jetzt einen ziemlichen Mischmasch. Die Aussage "Während der Ausbildungszeit habe ich Frau X als gewissenhaft, ehrlich, freundlich und gewandt kennen gelernt" gehört zum Verhalten, mit Ausnahme des "gewissenhaft", das sich auf die Lern- und Arbeitsweise bezieht. Das Verhalten sollte eigentlich erst nach der Leistung bewertet werden. Den Ausdruck "kennen gelernt" verwendet man eigentlich nicht mehr, weil es so klingt, als wäre man das eben nicht. Ein Urteil dazu findest du in der Urteilsdatenbank unter dem Stichwort "Formulierungen".
Mit "ehrlich" ist das auch so eine Sache. Einerseits ist es absolut selbstverständlich, andererseits sollte gerade dabei, wenn es denn schon erwähnt wird, das wichtige Temporadverb "stets" nicht fehlen, sonst könnte man meinen, du warst "nicht immer" ehrlich. Das wird in der Literatur vielfach diskutiert, eine Stellungnahme findest du in der Rubrik "Häufige Fragen".
Sie ist mit allen für eine PKA in Frage kommenden Arbeiten vertraut gemacht worden.
Das klingt sehr passiv. Besser sind aktive Formulierungen (hat sich vertraut gemacht). Die eigentliche Wertung des Wissensstandes fehlt hier.
Durch ihre Tüchtigkeit
Das soll wohl die Lern- und Arbeitsbereitschaft bewerten, ist aber etwas altertümlich und wird nicht - was in guten Zeugnissen wichtig ist - aufgewertet (hohe, große, überdurchschnittliche).
und durch ihr freundliches Wesen ist sie mir eine angenehme und geschätzte Mitarbeiterin gewesen.
Auch das bezieht sich auf das Verhalten, wobei Wiederholungen (freundlich) unbedingt vermieden werden sollen. Was ist mit dem Verhalten zu Kollegen?
Für ihr berufliches und persönliches Weiterkommen wünsche ich ihr alles Gute.
Das ist der Schlussteil, auch recht knapp.
Ich weiß, dass ist nicht einfach zu durchschauen. Man braucht sehr viel Detailwissen und Erfahrung, um ein Zeugnis sicher zu bewerten. Hier bei arbeitszeugnis.de gibt es den „Zeugnistest“, mit tabellarischer Auflistung. Darin werden alle wertenden Aussagen deines Zeugnisses einzeln benotet, es werden alle Unvollständigkeiten benannt und auf Wunsch bessere und vollständige Formulierungen vorgeschlagen. Eine Beispielanalyse findest du unter
www.arbeitszeugnis.de/zeugnistest.php. Das würde dir wohl am ehesten helfen.