Eine grundlegende Frage in Zeugnissen ist: fehlen wichtige Dinge? Werden stattdessen vielleicht sogar unwichtige Dinge betont? An der früher in Zeugnissen üblichen Aussage „Er/ Sie war stets ehrlich, fleißig, pünktlich und zuverlässig“ wurde insbesondere Folgendes kritisiert: Bei der Erwähnung bzw. besonderen Betonung von Ehrlichkeit und Pünktlichkeit kann der Eindruck entstehen, dass außer diesen absoluten Selbstverständlichkeiten keine weiteren positiven Aussagen getroffen werden können (z.B. „teamorientiert, freundlich, loyal, durchsetzungsstark“). Pünktlichkeit kann zudem als mangelnde Flexibilität gedeutet werden („geht pünktlich zum Feierabend“). Wenn Attribute wie „ehrlich“ trotz ihrer Selbstverständlichkeit genannt werden, sollte auf ein Temporaladverb („stets ehrlich“) nicht verzichtet werden. Andernfalls könnte der Eindruck entstehen, der Beurteilte war „nicht immer“ ehrlich. Üblich ist die Bescheinigung von Ehrlichkeit nur bei Kassierertätigkeiten. Ein weiterer Stolperstein: Wenn in dieser bekannten Viererkette („ehrlich, fleißig, pünktlich und zuverlässig“) ein oder zwei Attribute fehlen (z.B. „Er war stets fleißig, ehrlich und pünktlich“), kann der Eindruck entstehen, dass der Arbeitnehmer diesen fehlenden Aspekt nicht erfüllt hat (hier also: Er war nicht zuverlässig).
Wenn aber in deinem Zeugnis alle anderen wichtigen Angaben vorhanden sind, ist die Aussage vermutlich gut gemeint. Eine Zeugnisanalyse wie der Zeugnistest von arbeitszeugnis.de kann dir das aufzeigen.